Logbuch
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Substantiv, Neutrum [das] Seewesen
Ein Logbuch ist ein Tagebuch auf Seeschiffen, in das alle für die Seefahrt wichtigen Beobachtungen eingetragen werden.
…und so halten wir es hier mit unserem Logbuch. Wir beobachten das Thema Nachhaltigkeit und immer wieder fällt uns etwas auf, was nicht ignoriert werden sollte. Solche Beobachtungen kommentieren wir kurz und veröffentlichen sie hier.
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Bäume pflanzen!?
Aufforstung und Waldschutz – was bringt was?
Während der Amazonas brennt und immer mehr „Fridays for Future“ auf die Straße gehen, um Politik und Gesellschaft zu mehr echtem Klimaschutz zu mahnen, möchten auch viele Unternehmen einen „Beitrag mit Baum“ leisten.
Wir erklären, was man tun kann und was etwas bringt.
Mit dem Amazonas brennt die grüne Lunge der Erde, und das treibt den Klimawandel, lässt Arten sterben und sensible Ökosysteme zusammenbrechen. Die gute Nachricht ist, dass der Wind sich gesamtgesellschaftlich dreht – hin zu mehr seriöser Beschäftigung mit den Themen Klima- und Biodiversitätsschutz – wie zuletzt auch das Treffen der G7 Ende August im französischen Biarritz zeigte. Dort hatte Präsident Macron die brennenden Wälder Amazoniens kurzerhand auf die weltpolitische Agenda gehoben – und alle machten mit. Auch wenn der brasilianische Präsident die angebotenen knapp 20 Millionen Euro Soforthilfe umgehend ablehnte wird deutlich: Waldschutz ist kein Thema mehr nur für Naturschützer. Waldschutz geht uns alle an!
Viele Unternehmen wolle sich engagieren und kommen dabei auf dieselbe und im ersten Moment sehr einleuchtende Idee: Wir pflanzen Bäume.
Was so einfach und logisch klingt, ist aber nicht in allen Fällen eine gute Idee. So führt das Einpflanzen dazu, dass der im Boden gebundene Kohlenstoff sich mit Luftsauerstoff verbindet und dann genau das wird, was er nicht werden soll: CO2. In manchen Konstellationen kann der Effekt so dramatisch sein, dass ein gepflanzter Baum 80 Jahre stehen müsste, um überhaupt einen Beitrag zum Klimaschutz leisten zu können. In vielen Fällen wird der Baum aber gar nicht erst so alt, weil außer der Pflanzaktion keine weiteren pflegenden Maßnahmen geplant werden. Dabei ist es oft nötig den Baum „nachzuversorgen“, durch Bewässern, Freischneiden usw. Und dann bleibt da noch die Frage, welcher Baum denn überhaupt sinnvollerweise gepflanzt werden sollte.
Damit das Pflanzen von Bäumen erfolgreich wird, sollten folgende Fragen beantwortet sein:
- Auf welchem Boden pflanzen wir? (Was ist da jetzt?)
- Ist die ausgewählte Baumart die richtige für den Standort? (Einheimisch, passend für das Ökosystem, den Boden…)
- Wer kümmert sich um den gepflanzten Baum? (Welche Maßnahmen sind notwendig und sinnvoll?)
- Über welchen Zeitraum kann garantiert werden, dass mein Baum stehen bleibt?
Schon vorab sollten Unternehmen sich die Frage stellen, worauf das Engagement gerichtet werden soll. Wenn es nicht zwangsläufig um ein Agieren vor Ort geht, können auch Aufforstungsprojekte in den Tropen unterstützt werden. Die haben fast ausnahmslos einen positiven Effekt auf das Klima, weil in den Tropenböden kaum Kohlenstoff gespeichert ist, sind aber schwerer zu koordinieren und zu kontrollieren. Hier lohnt die Suche nach einer Organisation, die in der Region Erfahrung hat, nachweislich seriöse Arbeit macht und die man direkt unterstützen könnte.
Oder denke ich lieber viel näher? Welche Maßnahmen zur Renaturierung bzw. Aufwertung meines Firmengeländes wären sinnvoll? Kann ich nicht vielleicht entsiegeln, Schattenbäume oder Schmetterlingssträucher direkt vor Ort pflanzen und so nicht nur für das Klima, sondern auch etwas für den Wasserkreislauf und die Artenvielfalt tun?
Ganz grundsätzlich aber gilt: Menschen können keinen Wald aufzuforsten, weil alle Wälder komplexe Ökosysteme sind und eben viel mehr als nur die Summe aller Bäume. Projekte zum Schutz bestehender Ökosysteme oder Maßnahmen zur Renaturierung haben deshalb oberste Priorität.
Auch hier gibt es für Unternehmen vielfältige Ansatzmöglichkeiten, sich stark zu machen.
Wir helfen Ihnen gerne, das die richtige zu finden. Sprechen Sie uns an.
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Land und Leute
Am 8. August 2019 hat der Weltklimarat (IPCC) seinen neuesten Bericht veröffentlicht. Darin gibt es jede Menge Grund zur Sorge, aber auch konkrete Hinweise, wie wir dem Klimawandel begegnen sollten.
Der Bericht widmet sich der Frage, welche Rolle die Landnutzung beim Klimawandel spielt. Grundsätzlich gibt es drei Formen der Landnutzung:
- Verkehrs- und Siedlungsfläche
- Forst- und Landwirtschaft
- Naturräume und Wildnisgebiete.
Wissenschaftler des Umweltforschungszentrums (UFZ) und der Universität Göttingen kritisieren am 2. August 2019 im renommierten Fachblatt Science, dass die EU Agrarpolitik darin scheitern wird, die eigenen Klima- und Biodiversitätsziele zu erreichen. Dabei muss gerade in der Landwirtschaft etwas geschehen. Immerhin sind in Deutschland 50% der Landesfläche landwirtschaftlich genutzt.
Global ist die Intensivierung der Landwirtschaft und der dadurch verursachte Lebensraumverlust die Ursache Nr. 1 für den Verlust von Biodiversität. Deshalb sind andere Formen der Landwirtschaft dringend geboten, die fruchtbare Böden erhalten, Biodiversität schützen und dem Klimawandel entgegenwirken. Dazu gehört, die naturnahe, am besten ökologische Landwirtschaft mit Brachen, Fruchtfolgen und integrierter Schädlingskontrolle.
Ein großes Problem ist die zunehmende Degradierung unserer Böden. Sie wird angetrieben von der Übernutzung (industrieller Anbau) und Zerstörung intakter Ökosysteme (Regenwälder, Mangroven, Feuchtgebiete etc.). Weil intakte Böden aber nicht nur unsere Ernährung sichern, sondern auch gigantische Mengen an Kohlenstoff binden (und so verhindern, dass aus daraus klimaschädliches CO2 wird), ist die Renaturierung von Ökosystemen nach Meinung der Experten oberste Priorität.
Renaturierung von Ökosystemen ist aber weit mehr als nur das Pflanzen von Bäumen!
Beispiele für die Renaturierung von Ökosystemen sind:
- Das „Befreien“ eines Baches durch die Umwandlung eines Betonflussbetts in das ursprüngliche Bachbett inkl. der natürlichen Ufervegetation.
- Der ökologische Waldumbau, bei dem Monokulturen (oft standortfremde Fichten) durch artenreiche Laubmischbestände ersetzt werden.
- Die Entsiegelung von Flächen, so dass sich fruchtbarer Boden aufbauen kann und wieder ein natürlicher Wasserkreislauf entsteht.
- Das „Ausmagern“ überdüngter Wiesen, bei der Biomasse abgetragen wird, um artenreichen Magerrasen entstehen zu lassen.
Wenn Sie selber aktiv werden wollen, fragen Sie uns. Wir helfen Ihnen das richtige Projekt mit dem möglichst größten Effekt für Klima und Biodiversität zu finden.
https://www.ipcc.ch/2019/08/08/land-is-a-critical-resource_srccl/
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Neuer Artenschutzbericht
Am 6. Mai hat der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) seinen neuen Artenschutzbericht vorgestellt.
Seit dem unwiederbringlichen Verschwinden der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren waren noch nie so viele Tier- und Pflanzenarten auf unserem Planeten vom Aussterben bedroht wie heute: Eine Million. Schlechte Nachrichten auch für uns, denn alles wirtschaftliche Handeln basiert letzten Endes auf den Leistungen von Biodiversität und Ökosystemen – ebenso, wie unser aller Überleben.
Unternehmen können handeln und Maßnahmen für den Erhalt von Biodiversität umsetzen! Wir zeigen Ihnen wie. Persönlich – direkt – kompetent und damit wirkungsvoll!
Aussterben heißt „weg für immer“, mit allen negativen Folgen auch für uns. Vielleicht erwischt es gerade die Pflanze, die den einzigen Wirkstoff gegen Demenz enthält? Vielleicht verschwindet gerade der reibungslose Antrieb mit einem unscheinbaren Käfer, der genau das kann?
Wir hängen alle von Biodiversität und Ökosystemen ab, sei es für die Stabilisierung des Weltklimas, der Aufrechterhaltung globaler Wasser- und Nährstoffkreisläufe, die Bereitstellung von Rohstoffen oder die Bestäubung von Nutzpflanzen. Auch den Unterschied zwischen „Überleben“ und „Gutem Leben“ macht für Menschen am Ende Biodiversität aus.
Artensterben ist kein Thema nur für Naturschützer und Tierfreunde, sondern ein gesellschaftliches aber auch ein ökonomisches Thema. Zwei Milliarden Menschen nutzen Feuerholz als einzige Energiequelle (das ist doch weit weg von uns), vier Milliarden Menschen nutzen in erster Linie Medikamente aus der Natur (hm, schon näher dran), aber 70% aller Medikamente, die auch wir gegen Krebserkrankungen einsetzen, kommen aus der Natur (ups, das ist sehr nah dran!).
Ungefähr 40% der Amphibienarten und mehr als ein Drittel aller Säugetierarten sind nach dem neuen Bericht direkt vom Aussterben bedroht. Insgesamt nehmen Tiere und Pflanzen dramatisch ab. Während die menschliche Weltbevölkerung zwischen dem Jahr 1900 von 1,8 Milliarden auf mehr als 7,6 Milliarden Menschen im Jahr 2019 angewachsen ist, haben Tier- und Pflanzenpopulationen im Schnitt im gleichen Zeitraum um 20% abgenommen.
Alles aussichtslos? Keineswegs!
Unternehmen können aktiv werden, Biodiversität und Ökosysteme dauerhaft zu sichern. Das kann im Kerngeschäft passieren, in der Ausbildung von Mitarbeitern, der Förderung von Naturschutzprojekten oder im Rahmen eigener Initiativen. Dabei ist wichtig, Greenwashing zu vermeiden, hohe Glaubwürdigkeit und echten Mehrwert für Biodiversität zu erzielen.
Was wirkt, was hilft, wie man das anstellt und was es bringt, das zeigen wir Ihnen gerne. Damit „gut gemeint“ auch „gut gemacht“ ist...
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Take – Make – Waste
Take – Make – Waste: Wo wir gehen und stehen ist MÜLL
Seit etwa 10.000 Jahren sind Menschen sesshaft – und machen seitdem ordentlich Müll…
…in ersten Siedlungen, wie dem im nordöstlichen Syrien gelegenen Tell Brak, schon seit etwa 8.000 Jahren. Tatsächlich bezeichnet der archäologische Begriff „Tell“ einen Siedlungshügel – der vornehmlich aus Zivilisationsmüll besteht – und in Brak auch heute noch 40 Meter hoch ist.
Während dieser archäologisch äußerst interessante „Müllhaufen“ in erster Linie aus bestehen, die keinen Umweltschaden anrichten, verursacht moderner Müll jede Menge Probleme.
Besonders kritisch sind die Rückstände von Materialien, die in freier Natur nicht vorkommen und daher hier auch nicht abgebaut werden können. Diese „novell entities“ sind eine von neun planetaren Grenzen, deren Überschreitung für uns existenzbedrohende Auswirkung haben wird.
Zu diesen „neuen Einheiten“ gehören neben giftigen Gasen und synthetischen organischen Stoffen auch genetisch veränderte Organismen, Nanomaterialien oder Mikroplastik. Ihnen allen gemein ist, dass sie von Menschen kreiert sind, sehr lange in der Umwelt erhalten bleiben und ihre (negativen) Effekte potenziell irreversibel sind.
„Plastik“ ist eines der bekanntesten und größten Probleme, auch weil der Wertstoff keineswegs nur für wertvolle und langlebige Produkte Verwendung findet. So wird eine Plastiktüte in einer Sekunde hergestellt, im Schnitt 18 Minuten benutzt und verbleibt dann geschätzte 400 Jahre in der Umwelt. Kein gutes Verhältnis!
Umdenken tut also Not, besonders wenn die Prognosen eintreten, die von einer Verdreifachung der Kunststoffproduktion bis 2050 ausgehen. Das Jahr, in dem es dann auch erstmals mehr Plastik als Fisch in den Weltmeeren geben wird.
Aber nicht nur ganz weit unten in den Weltmeeren, sondern auch ganz weit oben im Weltall wird unser Müll zum Problem. Bis 2017 hatten sich dort schon etwa 6.500 Tonnen Weltraumschrott angesammelt, verteilt auf hunderttausende Fragmente. Selbst kleinste Partikel entwickeln bei Geschwindigkeiten von mehreren zehntausend Stundenkilometern hier ihre zerstörerische Kraft.
Unternehmen können handeln, indem sie sich von der linearen Idee des „Take – Make – Waste“ (Entnahme von Rohstoffen aus der Natur – Herstellung kurzlebiger oder Einwegprodukte –Entsorgung als Abfall) verabschieden und Wirtschaften eher als Kreislauf verstehen.
Wie das gehen kann? Sprechen Sie uns an!
Quellen:
https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/tell-brak-die-aelteste-stadt-der-welt/
http://www.anthropocene.info/pb2.php
https://www.br.de/themen/wissen/weltraumschrott-satelliten-bruchstuecke-100.html
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Jetzt wirds heiß!
Eine am 25. Januar 2019 in Nature veröffentlichte Studie belegt Erschreckendes. In der kanadischen Arktis untersuchte, bisher unter dem Eis verborgenen Pflanzenreste lassen sich mithilfe der Radio-Karbon-Methode datieren und belegen, dass diese Flächen über mehr als 40.000 Jahre kontinuierlich eisbedeckt waren. Kombiniert mit anderen Forschungsergebnissen, belegen die Ergebnisse der Studie erstmals, dass es in keinem Jahrhundert der letzten 115.000 Jahre eine vergleichbare Erderwärmung gegeben hat. Wir sprechen also nicht mehr nur vom heißesten Jahr der Wetteraufzeichnungen oder dem wärmsten Sommer seit Jahrzehnten, sondern von Effekten des Klimawandels, die unsere Welt in Vergleichszeiträumen von mehreren Zehntausend Jahren, ja sogar von über hunderttausend Jahren verändert haben.
Besonders an den Polen treten diese Effekte besonders deutlich zutage. Verschwindet Eis an den Polen, beschleunigt das den Klimawandel rapide. Sowohl das dunklere Meerwasser, als auch die exponierten dunkleren Böden reflektieren weniger Sonnenenergie als das weiße Eis. Die damit verbundene höhere Wärmeabsorption an Land und Meer führt wiederum zu einem noch schnelleren Abschmelzen von Eis und Schnee. Zudem tauen sogenannten Permafrostböden auf, die dann die Klimagase Methan und CO2 entlassen. Das Phänomen dieser Selbstverstärkung des Klimawandels and den Polen ist als „polare Verstärkung“ bekannt, der Effekt beängstigend.
hier geht’s zum Originalartikel in Nature: www.nature.com/...
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Plastikbann
Das EU-Parlament hat dem Verbot von Wegwerfartikeln aus Plastik zugestimmt. Damit werden ab 2021 zunächst die Einwegartikel verboten, für die es bereits Alternativen gibt. Wattestäbchen etwa, deren Schaft nicht mehr aus Kunststoff, sondern aus Papier sein kann. Die von der EU Richtlinie erfassten Einwegartikel machen immerhin ca. 43% des an Stränden gefundenen Plastikmülls aus. Bis 2030 sollen so nicht nur große Mengen Plastikmüll vermieden werden, sondern auch 3,4 Millionen Tonnen CO2, die andernfalls bei der Produktion des Plastiks angefallen wären.
Insgesamt könnten durch diesen teilweisen „Plastikbann“ Umweltschäden in Höhe von 22 Milliarden Euro verhindert werden. Auch für Verbraucher soll sich das finanziell auszahlen, mit geschätzten Einsparungen von 6,5 Milliarden Euro, die die EU normalerweise von ihren Mitgliedstaaten für die Reinigung der Natur und für Aufklärungskampagnen gefordert hätte.
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Living Planet Report
Wie geht es eigentlich der Welt? – Living Planet Report
Gerade ist der neue Living Planet Report des WWF und der Zoologischen Gesellschaft London erschienen.
Wissenschaftler präsentieren in ihm den Living Planet Index, der als weltweiter Indikator für den Status der biologischen Vielfalt auf unserem Planeten gilt. Der wiederum basiert auf dem Zustand von über 4.000 Wirbeltierarten, die aufgrund ihrer Lebensraumansprüche und Raumnutzung gute Aussagen zur Lage unserer belebten Umwelt insgesamt erlauben.
Als Referenz wird das Jahr 1970 herangezogen – ein Jahr also, indem die weltweite Natur keinesfalls mehr intakt war. Alleine im Vergleich zu diesem Referenzjahr hat der Living Planet Index bis heute um 60% abgenommen.
Das sind schlechte Nachrichten für viele Tier- und Pflanzenarten, die durch Lebensraumzerstörung, direkte Überjagung oder Umweltverschmutzung vor dem Aussterben stehen.
Es sind aber auch schlechte Nachrichten für uns, denn Menschen sind wesentlich von einer intakten Natur und den Leistungen funktionierender Ökosystemen abhängig.
Biodiversität ist kein „nice to have“ und ihr Schutz keine Aktivität, der wir uns widmen, wenn alle anderen Herausforderungen bewältigt sind, sondern wesentliche Daseinsvorsorge und Zukunftssicherung für Mensch und Wirtschaft.
Zahlen gefällig? Während das jährliche erzielte weltweite Bruttosozialprodukt einen Wert von etwa 68,33 Mrd. € hat, wird der ökonomische Wert von Biodiversität und Ökosystemleistungen pro Jahr auf etwa 109,12 Mrd. € geschätzt.
Der volle Report findet sich hier.
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Interview Job Verde
Dr. Frauke Fischer von der Green Economy Academy über Nachhaltigkeit und eine grüne Zukunft
Die Green Economy Academy leistet Aufklärungsarbeit über eine grüne und nachhaltige Wirtschaftsweise. Frauke Fischer hat mit Job Verde, dem Jobportal für grüne Berufe, über das Thema Nachhaltigkeit und eine grüne Zukunft gesprochen. Hier geht's zum Interview.
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Sustainable Development Goals
Richtig Handeln hat goldenen Boden - Business and Sustainable Development Goals
Am 1. Januar 2016 haben die Staaten der Vereinten Nationen im Rahmen der „2030 Agenda for Sustainable Development“ 17 Ziele verabschiedet, die menschliches Wohlergehen auf einer gesunden Erde sicherstellen können, die sogenannten Sustainable Development Goals (kurz SDGs), und sich in einer gemeinsamen Erklärung zu deren Umsetzung bis 2030 verpflichtet. Die SDGs lösten die Millenium Development Goals (MDGs) ab, deren Umsetzung bis 2015 beschlossen, aber nur teilweise erfolgreich war.
Eine wirtschaftliche Zukunft kann dauerhaft nur mit einer gesunden Gesellschaft gelingen. Immer mehr Unternehmen erkennen das und orientieren ihr Handeln an den Leitplanken der Entwicklungsziele. Das zunehmende Missfallen von Verbrauchern gegenüber rein gewinnorientierten Unternehmenspraktiken sowie die Wachstumsraten, die verantwortungsvoll produzierte Waren und Dienstleistungen am Markt haben, geben ihnen Recht.
Welches wirtschaftliche Potential in der Realisierung der SDGs liegt, hat die Business and Sustainable Development Commission (BSDC) in ihrem Report „Better Business, Better World“ errechnet. Die BSDC, eine im Zuge des Welt-Wirtschaftsforums 2016 gegründete Initiative von Führungskräften aus Wirtschaft Zivilgesellschaft, Arbeits- und Finanzinstitutionen, hatte es sich zu Ziel gemacht, die ökonomischen Chancen zu quantifizieren, die in der Umsetzung der SDGs liegen. Wirksam werden dabei sowohl neue Märkte und Ressourceneinsparungen, als auch vermiedene Kosten durch negative Auswirkungen von Hunger, Krankheit, schlechter Bildung und sozialer Unruhe. So notiert der Report allein für die vier Systeme Food and Agriculture, Cities, Energy and Materials und Health and Well-Being Marktchancen von 12 Billionen US$ bis 2030. (Der vollständige Bericht findet sich hier.)
Die Argumente für die Umsetzung der SDGs sind bestechend, nur handeln müssen wir jetzt!
Die Agentur auf! hilft Unternehmen, sich an diesen Zielen zu orientieren, um gute, zukunftsweisende Projekte zu entwickeln und erfolgreich umzusetzen.
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Planetare Grenzen
Planetare Grenzen – Was unser Leben möglich macht
Weil unser technologischer und kultureller Fortschritt rapide voranschreitet, vergessen wir oft, dass menschliches Überleben nur innerhalb relativ enger bio-physikalischer Grenzen möglich ist, die sich auch durch technische Innovationen nicht verschieben lassen. Man spricht von dem „safe operating space“.
Auf die Frage, wie dieser sichere Handlungsrahmen gewahrt werden kann, haben Wissenschaftler eine beeindruckend einfache Antwort gefunden. Der „safe operating space“ lässt sich schon durch neun (mit Unterkategorien 11) Parameter sehr gut beschreiben. Wird bei einem dieser Parameter ein bestimmter Grenzbereich – also eine Planetare Grenze - überschritten, besteht die Gefahr irreversibler und plötzlicher Umweltveränderungen, die die Bewohnbarkeit der Erde für Menschen (stark) einschränken.
Namentlich sind dies folgende Parameter:
- Klimawandel (atmosphärische CO2-Konzentration)
- Intaktheit (Integrität) der Biosphäre mit den Unterpunkten Genetische Vielfalt und Funktionale Vielfalt
- Stratosphärischer Ozonabbau
- Übersäuerung der Ozeane
- Phosphor- und Stickstoffkreisläufe
- Landnutzungswandel (Waldverlust, Versiegelung, Landwirtschaft)
- Süßwasserverbrauch
- „Novel entities“ (Eintrag neuer Stoffe oder gentechnisch veränderter Arten)
- Luftverschmutzung durch Schwebstoffe (Aerosolbelastung)
In sieben der neun Parameter können die Planetaren Grenzen quantifiziert werden. In vieren haben wir bereits die erträgliche Belastungsgrenze überschritten: Verlust von Biodiversität, Klimawandel, Landnutzungsänderung und die biochemischen Flüsse von Stickstoff und Phosphor.
Unternehmen können das Prinzip der Planetaren Grenzen nutzen, um zu überprüfen, ob entlang ihrer Wertschöpfungsketten jetzt oder in Zukunft Dinge passieren, die sich schlecht auf das Leben auf unser Erde auswirken.
Wir unterstützen Sie in allen unternehmensrelevante Fragen rund um Planetare Grenzen.
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Plastik
Plastik ist leicht, vielfältig einsetzbar, bunt, stabil und langlebig.
Plastik ist gerade deswegen ein Stoff, der quasi immer und überall verwendet wird. Seine besonderen Eigenschaften tragen zur Überschreitung der Planetaren Grenzen bei. Weltweit werden zurzeit jährlich fast 300 Millionen Tonnen Plastikkunststoff produziert. Etwa die Hälfte aller Plastikprodukte wird nur einmal benutzt und dann entsorgt. Acht Millionen Tonnen davon landen Jahr für Jahr in den Weltmeeren.
Heute findet sich Plastik in Regionen, die nie ein Mensch betreten hat, wie dem mehr als 10 Kilometer tiefen Mariana-Graben, aber auch in vielen Nahrungsmitteln, darunter in fast jedem Speisesalz. Im Jahr 2050 wird es vermutlich mehr Plastik als Fisch in den Weltmeeren geben!
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UN Konvention zu Biodiversität
Vom 17. -29.11.2018 fand im Ägyptischen Sharm El-Sheik die 14. Weltkonferenz der Biodiversitätskonvention statt. Entscheidungsträger aus 190 Ländern trafen sich hier auf der 14. Conference of the Parties (CoP) der „Konvention über die biologische Vielfalt“ (engl. CBD), um Maßnahmen gegen den weltweiten Verlust von Biodiversität zu vereinbaren.
Die Vision der CBD lautet:
„Leben in einer Welt, in der bis 2050 die biologische Vielfalt wertgeschätzt, geschützt und wiederhergestellt ist und unter Aufrechterhaltung der Ökosystemleistungen, Bewahrung eines gesunden Planeten und Bereitstellung der für alle Menschen wesentlichen Vorteile vernünftiger genutzt wird.“Dabei verfolgt die CBD drei große Ziele:
- die Erhaltung der biologischen Vielfalt
- die nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile
- der gerechte Vorteilsausgleich aus der Nutzung genetischer Ressourcen (ABS)
Umgesetzt werden sollen möglichst viele und möglichst erfolgreiche Maßnahmen in der jetzt laufenden UN-Dekade (2011-2020) der biologischen Vielfalt.
Die Konvention über die biologische Vielfalt ist explizit nicht einfach eine Naturschutzvereinbarung, sondern ein Abkommen, das die Lebensgrundlagen der Menschheit sichern soll und den Schutz biologischer Vielfalt mit wirtschaftlichen Chancen verbindet.
Unternehmerisches Engagement für den Erhalt von Biodiversität ist kein Gutmenschentum, sondern strategische Zukunftssicherung.
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Alles so schön bunt hier
Biodiversität bezeichnet die Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten. Dazu gehört die genetische Vielfalt innerhalb einer Art, die Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten sowie die Vielfalt von Ökosystemen und ihren Dienstleistungen. Biodiversität ist also weit mehr als die Summe aller Arten. Der Einfachheit halber spricht man oft nur von Artenvielfalt. Das ist aber weder wissenschaftlich korrekt, noch wird es der Bedeutung biologischer Vielfalt für uns gerecht. Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen sind nicht nur die Grundlage unseres Überlebens, sondern auch die Grundvoraussetzung allen wirtschaftlichen Handelns.
Experten sind sich einig, dass wir Biodiversität in einem nie dagewesenen Tempo verlieren.
Artenvielfalt verschwindet, weil Arten komplett aussterben. Das geschieht vermutlich mit einer Rate, die etwa 1.000mal über der natürlichen Aussterberate liegt.
Genetische Vielfalt erodiert, weil Populationen immer kleiner werden. Heute lebende Löwen machen nur noch etwa 10% der Population von vor 100 Jahren aus, heute lebende Blauwale vielleicht weniger als 1% ihrer Ursprungspopulation.
Immer mehr geht es auch kompletten Ökosystemen an den Kragen. Tropische Korallenriffe, Bergregenwälder oder Mangroven stehen ganz oben auf der Liste bedrohter Lebensräume.
Den höchsten Grad an Biodiversität finden wir in den Tropen, und dort wiederum in tropischen Regenwäldern. Obwohl diese tropischen Regenwälder inzwischen nur noch etwa 5% der Landfläche der Erde ausmachen (ursprünglich waren es 12% ), beherbergen sie mindestens 50% - nach Schätzung mancher Experten sogar bis zu 90% - aller heute lebenden Tier- und Pflanzenarten. Geschätzte 40% - 75% aller Tier- und Pflanzenarten kommen ausschließlich in Regenwäldern vor. Verschwinden diese Lebensräume, verlieren wir diese Arten ebenfalls – für immer – unwiederbringlich.
Die tropische Vielfalt des Lebens basiert nicht auf fruchtbaren Böden, denn gerade in den Tropen sind diese arm an Nährstoffen. Vielmehr befinden sich die meisten Nährstoffe in einem permanenten Kreislauf von Wachsen und Vergehen. Absurderweise werden Regenwälder aber oft zerstört, um Landwirtschaft zu betreiben. Dabei bricht dieser Kreislauf zusammen, und ertragreiche Landwirtschaft mit Monokulturen ist auf den mageren Böden nur über wenige Jahre möglich.
Während sich der landwirtschaftliche Raubbau an der Natur immer neue Flächen sucht, bleiben zerstörte Gebiete zurück. Der Verlust an Biodiversität ist unumkehrbar, und auch die Fähigkeit, große Mengen CO2 zu speichern und immer wieder fruchtbare Böden zu generieren, haben nur natürliche Wälder.
Biodiversität und Ökosystemleistungen sind Allgemeingüter. Schäden an solchen „Commons“ müssen wir alle tragen, während Gewinne aus ihrer Zerstörung immer noch privatisiert werden dürfen.
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Insektensterben
Insekten sind dramatisch bedroht. Sie sind wichtige Bestäuber und schaffen dadurch alleine in Europa jedes Jahr Werte von etwa 150 Milliarden Euro. Sie sind aber auch Nahrung für Vögel und Fledermäuse, die ihrerseits Ernteschädlinge oder Krankeitserrreger im Zaum halten. In Deutschland haben wir seit 1980 vermutlich fast 80% aller Insekten verloren.
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Insektensterben
Insekten sind dramatisch bedroht. Sie sind wichtige Bestäuber und schaffen dadurch alleine in Europa jedes Jahr Werte von etwa 150 Milliarden Euro. Sie sind aber auch Nahrung für Vögel und Fledermäuse, die ihrerseits Ernteschädlinge oder Krankeitserrreger im Zaum halten. In Deutschland haben wir seit 1980 vermutlich fast 80% aller Fluginsekten (bei Betrachtung der Biomasse, siehe Originalartikel in PLOS Online oder beim NABU) verloren. Die Daten stammen aus Langzeitbeobachtungen in Naturschutzgebieten. Dort wurden über fast 30 Jahre die Verteilung der gesamten Fluginsektenfauna durch Fallenfänge beobachtet.
Die Ursachen sind nicht eindeutig geklärt. Allerdings deuten viele Indizien darauf hin, dass den Insekten schlicht der Lebensraum fehlt und sie unter den Pestizideinträgen aus der Landwirtschaft leiden. Das ist auf die zunehmend intensive industrielle Landwirtschaft zurückzuführen: immer größere Anbauflächen in ausgeräumten Landschaften, mehr Einsatz von Insektiziden mit kumulativer Langzeitwirkung (v.a. Neonicotinoide) und Herbiziden lassen den Insekten kaum noch Rückzugshabitate.